Montag, 11. Januar 2021

Sechste Wanderung 2020: Häslabronn - Heilbronn

Sechste Wanderung 2020: Von Häslabronn nach Heilbronn

Noch ganz kurz vor dem "Lockdown light" Ende Oktober kann ich mich auf den Weg machen und die letzten schönen Tage auf Pilgerfahrt verbingen.

Anstatt Vezelay ist aber Häslabronn, ein kleiner Flecken zwei Tagesmärsche von Rothenburg odT entfernt, als Startpunkt auf dem Plan.

Der Weg ist vorzüglich ausgeschildert
Die ersten beiden Tage verspricht das Wetter angenehm, die Strecke abwechslungsreich und unkompliziert zu werden, so daß mein Jüngster mich begleiten kann.

Erstmals Pilgern mit Begleitung
Die Route führt von Häslabronn über Rothenburg ins Jagsttal. Nach Schöntal biege ich auf die "Via Sancti Martini" ab, die mich direkt nach Heilbronn führt.
Die Route

1. Etappe: Häslabronn nach Gunzendorf (ca 20km)

Ein reines Vergnügen bei dem sonnigen und nicht zu warmen Herbstwetter. Vorbei an der Burg Colmberg geht es im Zickzack über gut befestigte Wege. Für ein Bad im einladenden Badesee nach Colmberg ist es aber doch etwas zu kühl. In Binzwangen überqueren wir die noch sehr junge Altmühl.
Burg Colmberg (und Golfplatz)

2. Etappe: Gunzendorf nach Rothenburg (ca 10 km)

Im Laufe der Nacht wurde es für die jüngeren Teilnehmer doch etwas frisch im Zelt und wir brechen sehr früh (gegen 5 Uhr) auf um uns warm zu laufen. Highlight der  kurzen Strecke ist der Abstieg von der Hochebene bei Sonnenaufgang. Eine gute Gelegenheit die Morgeninversion zu erklären.
Morgeninversion
Schon am frühen Vormittag erreichten wir das noch nahezu menschenleere Rothenburg, das noch nichts von dem Trubel spüren lässt, der im Laufe des Tages dort losbrechen wird.
So ruhig sieht man Rothenburg selten
Für die Nacht hatte ich ein Zimmer in der Evangelischen Tagungsstätte Wildbad reserviert, wo wir viel zu früh ankommen. Wir können dennoch gleich unser Zimmer beziehen. Das Jugendstilambiente ist unvergleichlich und den nicht gerade geringen Übernachtungspreis für Pilger wert.
Wie aus dem Bilderbuch

Das Wildbad ist ein interessantes, teilweise historisierend errichtes Ensemble mit unwiderstehlichem Charme Innen und Außen.
Märchenhaft
Natürlich haben wir genug Zeit die Stadt zu besichtigen und dort in einem der gut besuchten Restaurants Essen zu gehen.

3. Etappe: Rothenburg - Schrozberg (ca. 17km)

Nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung mit der ganzen Familie geht von nun an die Wanderung für mich alleine weiter.
Aus dem Taubertal heraus verläuft der Weg relativ flach durch Wälder und Felder nach Westen. 
Blick zurück nach Rothenburg
Da ich erst um die Mittagszeit los gelaufen war, wird es schon sehr dunkel bis ich kurz vor Schrozberg die Schorrenhütte erreiche, wo ich regengeschützt essen und meinen Schlafsack ausbreiten kann.


4. Etappe: Schrozberg - Dörzbach (ca. 30km)

Vor Herrentierbach teilt sich der Jakobsweg. Ich folge dem Weg nach Speyer, das vor 5 Jahren das Ziel meiner ersten Pilgerwanderung war.
Wegteilung des Jakobsweg
Das Wetter bleibt wechselhaft. Immerhin bekomme ich meinen vom Morgenrau feuchten Schlafsack weitestgehend getrocknet. Gegen Mittag erreiche ich das Jagsttal, dem ich von nun an bis Widdern folgen werde.
Am Abend erreiche ich St. Wendel zum Stein. Die Kapelle ist geöffnet und die Höhlen zugänglich. Die Höhle, eigentlich mehr ein Felsüberhang, bietet genug Schutz vor dem Regen um dort die Nacht zu verbringen.

5. Etappe: Dörzbach - Schöntal (ca. 25km)

In Dörzbach kann ich meine mittlerweile stark zusammengeschmolzenen Vorräte auffüllen und beim PC-Notdienst ein neues Ladekabel für mein iPhone kaufen. Regen und Sonnenschein wechseln sich ab. Also raus aus den Klamotten - rein in die Klamotten.
Regen und Sonnenschein
Die Hochebene vor Schöntal ist ein besonderer Genuss. Insbesondere dem Charme der Wallfahrtskapelle in Neusaß und der Grotte mit dem Heiligenbrünnlein wird sich kaum jemand entziehen können. Von dort führt der Weg sanft und abwechslungsreich hinunter zum Kloster.
Im Bildungshaus kam ich zum Pilgertarif unter, feines Essen gab es in der "Post".
Meine "Zelle" im Barockstil

6. Etappe: Schöntal - Neuenstadt (ca. 22km)

Nach einem üppigen Frühstück im Kloster geht es weiter zur vorletzten Etappe.
Schon fast abmarschbereit
Hier zweige ich vom Jakobsweg auf den Martinusweg ab, der mich direkt nach Heilbronn führen wird. 
Der Weg führt an einigen interessanten Orten vorbei: Über Jagsthausen und Widdern vorbei an den gigantischen Windrädern im Hardthäuser Wald, schließlich zum beeindruckenden Testgelände des DLR. Leider ist das Besucherzentrum geschlossen. (Offen an jedem zweiten und vierten Freitag im Monat von 15 bis 18 Uhr (Nicht an Feiertagen)). Am Zaun kommt man den Prüfständen für die Rakententriebwerke auch so recht nahe.
Heute keine Gefahr
Die Nacht verbringe ich im Zelt unweit der Autobahn. Die halbe Nacht lang fahren die Traktoren beladen mit Zuckerrüben über die angrenzenden Feldwege.

6. Etappe: Neuenstadt - Heilbronn (ca. 17km)

Im goldenen Herbst wandert es sich in einer Weingegend natürlich besonders schön.
Herbststimmung in den Weinbergen
Ich folge heute weiter dem Martinsweg.
Auf dem Martinsweg
Der Weg führt über Wälder, Felder und Weinberge über den Wartberg hinunter nach Heilbronn. Rechtzeitig für Kaffee und Kuchen komme ich an meinem Startpunkt von 2015 wieder an.

Das war für dieses merkwürdige Jahr eine großartige Wanderung. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn ich 2021 den Weg ab Vezelay fortsetzen könnte.