Elfte Wanderung 2025: Mont-de-Marsan nach Deba
Zwei Wochen Zeit, um die Pyrenäen zu erreichen, zu queren und den Fuß auf die iberische Halbinsel zu setzen. Nie hatte ich so viel Zeit für meine Pilgerfahrt.
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Von den Landes ins Baskenland |
Anreise und erster Wandertag (Samstag, 29.3.2025 - ca. 5km)
Die Anreise läuft mal wieder wie am Schnürchen! 5:34 Abfahrt in Heilbronn, Umstieg in Karlsruhe in den TGV, eine kleine Wanderung durch Paris. Dann Ouigo TGV und noch ein bisschen TER Regionalzug. Nach 12 Stunden stehe ich in Mont de Marsan am Rande der Landes. Einziger Plan für heute: Finde einen Platz für das Zelt.
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Boden und Wald sind noch "Landes"-typisch :-) |
Zweiter Wandertag: nach Saint-Sever (Sonntag, 30.3.2025 - ca. 15 km)
Beim ersten Tageslicht, noch vor Sonnenaufgang, packe ich das innen und außen gefrorene Zelt in den Rucksack und breche auf. Für heute habe ich zur Eingewöhnung eine kurze Strecke geplant. Schon bald ändert sich der Charakter der Landschaft: Wälder werden weniger, der Boden seltener sandig.
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Ex Oriente Lux |
Während das Zelt in der Sonne trocknet, mache ich mir von den mitgebrachten Vorräten ein Frühstück.
Schon am Mittag erreiche ich die im ehemaligen Jakobinerkloster (=Dominikaner) eingerichtete Pilgerherberge. Der Herbergsvater spricht Deutsch. Er hat eine deutsche Frau und wohnt direkt gegenüber. Die Herberge ist schlicht, hat aber alles was man braucht.
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Kurz nach Mittag in der Herberge |
Eines der Museen ist geöffnet. Dort ist das Severusreliquiar ausgestellt. Die Kreuzgänge der beiden Klöster sind frei zugänglich. Durchaus ein Ort, an dem ich ein- oder zwei interessante Tage verbringen könnte.
In Hagetmau gibt es einen Carrefour. Dort gibt es eine gute Auswahl an Brot und Käse, um die schwindenen Vorräte aus Deutschland wieder aufzufüllen.
Dritter Wandertag: Von Saint-Sever nach Labastide-Chalosse (Montag, 31.3.25 - ca. 24 km)
Der Herbergsvater hatte die Bäckerei um die Ecke empfohlen. So starte ich mit einem ordentlichen Frühstück in den wiederum klaren, kühlen Morgen. Ein kräftiger Eukalyptusgeruch steigt mir immer wieder in den Gassen des Ortes in die Nase. Schon beim Bäcker hatte er mich irritiert. Woher der kommt wird wohl immer ein Geheimnis bleiben.
Die Wanderung ist recht easy, mit einem harmlosen Höhenprofil komme ich auf Feldwegen und später Nebenstraßen durch nette, kleine Dörfer.
Am späteren Morgen stehe ich auf einem Hügel und blicke nach Süden. - Sind das Wolken oder Berge? Ich bin nicht ganz sicher und frage einen Einheimischen. Ja, das sind die Pyrenäen! Wenn man die sieht, schlägt das Wetter um meint er. - Kurz darauf sind sie dann unverkennbar zu sehen.
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Pyrenäen!!! |
Die Kirche in Audignon, wo ich meine Mittagspause verbringe, ist bemerkenswert und ich werde aus dem Stil nicht recht schlau. Kein Wunder: sie wurde im 12. Jahrhundert gebaut, aber im 16. und 18. Jahrhundert überarbeitet. Das gibt eine recht kuriose Mischung.
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Kirche in Audignon |
Mein eigentlich angepeilter Übernachtungsplatz erweist sich als ungeeignet. Ich gehe weiter und halte die Augen offen. Etwa zwei Kilometer nach Labastide-Chalosse finde ich einen abgesperrten und ziemlich vernachlässigten Picknickplatz. Ideal für meine Zwecke: Gut hundert Meter abseits der Straße und nicht in dem Zustand, daß Touristen ihn benutzen wollen würden. Darüber hinaus mit einer Schranke abgesperrt. Das garantiert eine störungsfreie Nachtruhe.
Vor Orthez verlaufe ich mich im Wald und finde den von mir als Übernachtungsplatz geplanten Aussichtspunkt nicht. Also halte ich wieder einmal die Augen offen, ob mir ein geeigneter Platz über den Weg läuft.
Am Abend sind wir vier Pilger in der Herberge. Die Herbergseltern, ein älteres Ehepaar, kommen vorbei, tragen umständlich unsere Namen in die Liste ein und kassiert die Übernachtungsgebühr.
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Super ruhiges Plätzchen |
Vierter Wandertag: Von Labastide-Chalosse nach Orthez (Dienstag, 1.4.2025 - ca. 22 km)
Bei den großen Temperaturunterschieden (20 Grad am Tag, 6 Grad in der Nacht) fällt reichlich Tau und ich warte bis die Sonne aufgeht, damit ich mein Zelt zum Trocknen in die Bäume hängen kann.
Nach einem kurzen Frühstück geht es dann wieder los. Nette, kleine Dörfer. Es gibt hier auch erstmals seit langem Tourismus-Inftastruktur: VTT-Strecken, Sitzbänke, ausgeschilderte Wanderwege. Heute merke ich, daß die Füße strapaziert sind und die Muskeln etwas tun müssen. Typisch für den dritten Wandertag. (Der erste mit seinen 5km zählt ja nicht wirklich.)
Das Wetter ist traumhaft und die Aussicht auf die Pyrenäen großartig. Wie eine weiße Wand ziehen sie sich über den Horizont. Im Westen sind sie erkennbar weniger hoch und schneefrei. Das ist meine Richtung.
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Ich kann mich kaum daran satt sehen. |
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Weiße Wand am Horizont |
Tut er nicht.
Und das ist prima! Denn die Pilgerherberge in Orthez ist ein Traum!
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Pilgerherberge "Hotel de la Lune" |
So viel Geschichte in so einem kleinen Hinterhof: Ursprünglich war statt der Treppe eine einziehbare Leiter angebracht, um die Bewohner vor ungebetenem Besuch zu schützen. Der Lagerraum im Erdgeschoß hat daher auch keine Verbindung zum Wohntrakt. Mehr Info: Hotel de la Lune
Auch Orthez wäre es wert, für mehr als einen Tag besucht zu werden.
Ich versorge meine wenigen, kleinen Blasen und wasche meine Wäsche. Dann ab ins Bett.
Fünfter Wandertag: Von Orthez nach Sauvetette-de-Bearn (Mittwoch, 2.4.2025 - ca. 25 km)
Einfach nur pilgern. Erst mal über die historische Brücke raus aus Orthez.
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Brücke über "Le Gave de Pau" |
Ein paar schöne Kirchen, aber ansonsten kaum Dörfer auf
der Strecke. Dafür viel Landschaft, Kühe und Pferde.
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Pilgerstatue bei L'hopital d'Orion |
Es ist sehr
angenehm zu laufen, weil der Himmel etwas bedeckt ist.
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Unter der Brücke |
Schon wieder bin ich in einer wunderschönen kleinen
Stadt am Fluss gelandet: Sauveterre-de-Bearn. Schöne alte Kirche,
mittelalterlicher Ortskern. Es hat immer noch viele baufällige Ruinen. Andererseits sehe ich unheimlich viele Renovierungsarbeiten an den alten
Gebäuden. Die stecken ordentlich Geld in den Erhalt und ich kann mir
vorstellen, dass das wirkt. Nicht nur für die Touris, sondern auch für
die lokalen Handwerker.
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Wunderschöner Ort. - Blick von der Flußinsel |
Ich kann mir wieder gar nicht alles anschauen, so viel gibt es hier zu sehen. Der Campingplatz, auf dem ich die Nacht verbringe ist eher unspektakulär.
Sechster Wandertag: Von Sauveterre-de-Bearn nach Harambeltz (Donnerstag, 3.4.25 - ca. 24km)
Das täglich neue Pilgerwunder: Alle Sachen finden wieder ihren Platz im Rucksack
Der Charakter der Landschaft ändert sich im Laufe des Tages mal wieder. Es wird hügeliger und insgesamt etwas rauer. Am späteren Vormittag erreiche ich die Grenze von Navarra, dem Land Sancho des Starken. Ich verpasse ihn allerdings um rund 800 Jahre.
An der "Stele de Gibraltar" treffen drei Jakobswege zusammen:
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Grenze zu Navarra |
- die Via Limovicensis, die ich entlang von Vezelay und Limoges herunter gekommen bin
- die Via Turonensis, die vom Paris über Tours und Bordeaux herunter führt
- die Via Podiensis, die beliebte Strecke von Puy-en-Velay
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Stele Gibraltar |
Der Name hat allerdings nichts mit dem Felsen an der Meerenge zu tun, sondern ist eher auf einen baskischen Ortsnamen, eine Anlehnung an das baskische Wort für "Retter" oder auf das baskische Wort "Chibaltarem" für Treffpunkt zurückzuführen.
Danach folgt eine sehr schöne Strecke über einen schmalen, gewachsenen Weg aus Kalkplatten
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Schöner anstieg voraus |
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Pilgerherberge in Harambeltz |
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Viel zu entdecken |
Die Akkustik ist interessant. Durch den komplett hölzernen Ausbau gibt es keinerlei Hall in der Kirche.
Früher einmal muß die Kirche einen Anbau für Pilger gehabt haben, der aber nicht erhalten ist. Die Versorgung der Pilger hat hier eine lange Tradition.
Siebter Wandertag: Von Harambeltz nach St. Jean Pied de Port (Freitag, 4.4.2025 - ca. 26 km)
Ein prima Wandertag: klarer Himmel und kühle Luft erwarten mich vor der Herberge. Saubere Kleidung (Marie hat gewaschen), die Ausrüstung ist sauber und trocken. Also alles startklar!
Die Strecke ist recht anspruchslos und einfach zu gehen. Um die Mittagszeit erreiche ich Schutzhütte "ancien moulin du prieuré-hôpital d‘Utziat". Dort stehen frei zugänglich Betten für Pilger und es gibt fließend Wasser. Aber der Tag ist noch jung und ich setze den Weg nach St. Jean Pied-de-Port fort.![]() |
Die Schafe auf dem Weg zur Arbeit. Sie finden ihren Weg alleine. |
Die Gegend bleibt ländlich. Kühe, Pferde und Schafe am Wegrand. Unterwegs treffe ich Philipp aus Luxembourg, der nach einem Sturz mit aufgeschlagenem Knie neben mir eine Weile her humpelt.
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Am St. Jakobs Tor angekommen |
Alles klar: das brauche ich nicht. Es gibt ja noch den Camping Municipal, dann suche ich den mal eben. - Nein, der hat so früh im Jahr noch geschlossen. Ansonsten gibt es nichts am Ort oder in der unmittelbaren Umgebung.
Ich gehe los, um mir mal den Wohnmobil-Stellplatz anzuschauen. Die sind normalerweise für Zelte völlig ungeeignet, aber vielleicht geht ja da was. - Ein seltsamer Ort: Das war offenbar mal ein Campingplatz. Die Rezeption ist eingezäunt, ziemlich runtergekommen und mit Katzen überfüllt. Kein Mensch da, der für irgendetwas zuständig zu sein scheint. Keine sanitären Anlagen, kein Wasser.
Auch gut. Ich baue einfach mein Zelt auf einem Platz hinter einer Hecke auf. Eine öffentliche Toilette gibt es ein paar Straßen weiter, gut 5 Minuten zu Fuß entfernt.
Ich gehe erst mal Lebensmittel für die nächsten Tage einkaufen. Zurück beim Zelt ist wiederum niemand zu finden. Ich mache mir ein kleines Abendessen und erkunde dann noch die Festung und die Stadt.
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Bei Nacht sehr schön |
Bei der Menschenmenge aber nicht das, was ich suche. Daher werde ich morgen schon früh aufbrechen und ein paar Tage die Pyrenäen auf eigene Faust queren.
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Die Touris schlafen schon |
Achter Wandertag: Von St. Jean in die Wildnis (Samstag, 5.4.2025 - ca. 21km - Aber über 1000 Höhenmeter)
Ich betrachte mich als sehr erfahrenen Wanderer. Gerade deshalb habe ich vor der heutigen Wanderung angemessenen Respekt. Es wird lang, steil und es ist vorhersehbar, daß einige Passagen nicht für schweres Gepäck geeignet sein werden.
Ungefähr die Hälfte der Strecke ist völlig harmlos. In Leiparze gibt es einen Supermarkt, wo ich Wasser nachfülle und dann geht es steil bergan. Dafür it es traumhaft schön und ruhig.
Ich halte mich zu großen Teilen an den Verlauf des GR10. Der Wanderweg führt in Ost-West Richtung durch die Pyrenäen über die Gipfel. Immer wieder begegne ich den hier halbwild lebenden Ponies. Wahrscheinlich sind das die Pottock-Ponys, die scheinbar ohne Zäune und Mauern frei in den Bergen unterwegs sind.
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Pottock-Ponys |
Auf dem Weg zum Buztanzelai gibt es ein paar Kletterpassagen, die bergauf ganz ok zu bewältigen sind. Eigentlich hatte ich den Berg ja umgehen wollen, da habe ich aber keinen ungefährlichen Abzweig gefunden. - Mal abwarten wie der Berg auf der anderen Seite aussieht.
Ich bin hier noch ein ganz erhebliches Stück vom Meer entfernt. Aber es ist schon recht deutlich zu erkennen:
Aber jetzt gibt es erst mal Gipfelglück!
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Geschafft! |
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Saint-Jean-de-Luz und Biarritz liegen in dieser Richtung |
Erfreulicherweise ist der Berg auf der anderen Seite recht flach und der Abstieg ist ganz easy. Überall sind Hinweisschilder auf Dolmen und Menhire, die aber hier eher bescheiden sind. Da bin ich auf meiner Pilgerfahrt schon ganz anderen Steinen begegnet.
Ungefähr zwei Kilometer abseits meiner Route ist in der Karte ein am GR10 gelegener Platz markiert, der sich zum Zelten eignet und eine Quelle in der Nähe hat.
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Bester Zeltplatz! |
Neunter Wandertag: Aus der Wildnis ins Kloster Urdax (Sonntag, 6.4.2025 - ca. 21km)
Toll! Heute mal kein nasses Zelt! Es ist auch nicht besonders kalt. Sehr angenehm also für ein gemütliches Frühstück. Heute wird es vorwiegend bergab gehen, also kann ich den Tag gemächlich angehen. An der Quelle fülle ich Wasser nach. Das ist so klar und sauber, daß ich auf den Filter verzichte.
Die Wege heute sind sehr ordentlich und ich komme ganz flott voran. Überall weiden Wildpferde in der Sonne und die erste Hälfte des Tages verläuft der Weg relativ flach über die Hügel. Das ist super angenehm zu gehen.
Dann führt mein Weg mich ungefähr 1000 Höhenmeter steil bergab. Das sind wirklich gute Wanderwege dort, die es mir recht leicht machen. Es ist Sonntag und von der etwas höher gelegenen Straße höre ich immer wieder laute Motorräder. Weiter unten im Tal wird es wesentlich ruhiger und bald erkenne ich durch die Bäume das Kloster.
Es gibt ein Museum und eine Tourist-Info. Glücklicherweise ist in der Tourist Info noch jemand da, obwohl alles andere jetzt am Sonntagnachmittag schon geschlossen ist. Es dauert ein Weilchen bis ein Schlüssel für die Herberge gefunden ist.
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Der Schlafsaal |
Außer einem Glas Cola in der Bar des Örtchens ist um diese Zeit nichts mehr zu bekommen. Kein Laden, kein geöffnetes Restaurant. Ich werde erst übermorgen wieder an einem Laden vorbei kommen. Bis dahin ist Schmalhans Küchenmeister. Die Reste des Brotes und des Käses von gestern teile ich mir passend ein, ein kleines Fertiggericht aus meinem Vorrat dazu und das Hungergefühl ist besiegt.
Es kommt noch ein französisches Ehepaar, dem es auch nicht viel besser ergeht. Der Herbergsvater, der eigentlich kommen wollte, um unsere Personalien aufzunehmen erscheint nicht.
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Der Kreuzgang |
Recht früh am Abend endet dieser Tag.
Ein Gasthof an der Straße, die ich quere ist heute geschlossen. Na ja... da sollte später nochmal einer kommen.
Zehnter Wandertag: Von Urdax zur Biwakhütte (Montag, 7.4.2025 - ca. 19km)
Au weia... das hatte ich unterschätzt: Es geht 150 Höhenmeter steil bergauf. Das klingt eigentlich nicht schlimm und sieht auf der Karte auch nicht wild aus. Aber: Da ich mir die Route auf Google Earth und Komoot zusammengeklickt habe, sind einige Wege für Menschen eher ungeeignet. Das scheinen Trampelpfade für Schafe zu sein. Mit dem großen Rucksack bleibe ich immer wieder im engen Stechginster hängen, der sich über den Pfad wölbt. Zum Glück ist es trocken und das Geröll ist nicht rutschig. Ich komme aber nur sehr langsam vorwärts.
Das ändert sich allerdings auch schnell wieder, nachdem ich ordentich Höhe aufgebaut habe. Die Lanfschaft öffnet sich zu Wiesen und Weideflächen. Hier reiht sich geradezu Steinkreis an Steinkreis und Dolmen an Dolmen.
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Die Steinkreise bleiben etwas hinter Stonehenge zurück |
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Es gibt auch Dolmen |
Ich muss nun Höhe abbauen und das bedeutet auf dem einzigen Weg, den ich auf der Karte finde: In direkter Falllinie über 300 Höhenmeter abwärts. Das tut den schon ganz ordentlich strapazierten Zehen nicht so gut. Zur Unterhaltung tragen allerdings die in der Sonne weiß leuchtenden Schafe bei, die sich auf ihren skurril dünnen Beinchen mühelos auf dem Pfad bewegen.
Dann wieder ein Gasthaus! - Aber montags ist alles geschlossen. Das Mittagessen fällt mager aus.
An einer Quelle filtere ich zwei Liter Wasser, die mir den Tag über locker ausreichen.
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Blick auf La Rhune. - Am Wetter ist nichts auszusetzen. |
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Vor wenigen Jahren was das noch eine Ruine |
Es gibt aber einen nicht verschlossenen Biwakraum. Aber ich habe den Eindruck, daß da Mäuse wohnen und bei den sehr milden Temperaturen kann ich unter dem Dach auf der Terrasse auch nur das Innenzelt aufbauen.
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Schön luftig |
Elfter Wandertag: Von der Berghütte nach Irun (Dienstag, 8.4.2025 - ca. 21km)
Ein toller Morgen! Es ist ruhig, auf dem Hügel. Unweit der Hütte grasen ein paar kleine Pferde. Es ist noch etwas neblig, aber dennoch nicht zu kalt. In den Tälern liegt dichter Nebel.
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Bestes Wanderwetter! |
In einer kleinen Bar am Straßenrand kehre ich auf eine Dose Cola ein. Zucker/Wasser/Koffein - Mein Körper hat schon recht deutlich klar gemacht, daß er daran jetzt dringenden Bedarf hat.
Dann noch ein sehr ordentlicher Burger und die Welt ist wieder in Ordnung. Auf der Terrasse des kleinen Restaurants habe ich Aussicht auf die andere Seite von "La Rhune"![]() |
Wieder La Rhune. Jetzt von Osten. |
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Das Meer! |
In Hendaye ist ganz schön was los: Viele Ruderer auf dem Wasser, viele Spaziergänger auf den Promenaden. Die Stadt selbst ist keine Schönheit, aber es gibt nette Ecken. Nach dem Bahnhof überquere ich die Brücke nach Irun. Es ist ein ganz ordentliches Stück durch die sehr belebte Stadt, bis ich die Pilgerherberge erreiche.
Es herrscht reger Betrieb, aber die sehr große Herberge ist gerade mal zu zwei Dritteln ausgelastet.
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Schlicht und funktional: Herberge in Irun |
In der Eingangshalle treffe ich Philipp aus Luxemburg wieder. Nanu, der wollte doch in St. Jean Pied-de-Port kellnern, um sich die nächsten Wochen auf dem Weg zu finanzieren. Cool: Sein Partner hat ihm einen 1000-er überwiesen und nun ist er hier. Über den Daumen gepeilt, kann man mit 25€ am Tag auf dem Jakobsweg auskommen. Das wären 40 Tage. Rechnet man konservativ mit 20 km pro Tag, bringt ihn das ziemlich genau bis nach Santiago.
Ich mache noch einen Ausflug zum nahegelegenen Supermarkt, dusche ausgiebig die klebrige Schweiß/Sonnencreme/Staub-Mischung von der Haut und haue mich aufs Ohr.
Der Weg aus Irun heraus ist kurz und schon bald geht es von Meereshöhe auf über 500 Meter. Ich hatte anderthalb Wochen Zeit mich einzulaufen, dementsprechend leicht fällt mir der Anstieg. Für andere ist es hart und ich bin nicht sicher, ob es wirklich alle am Ende aus eigener Kraft geschafft haben. Wer angemessener geplant hatte, hat den flacheren Weg am Fußes des Jaizquibel genommen.
Zwölfter Wandertag: Von Irun nach Pasaia (Mittwoch, 9.4.2025 - ca. 15 km)
Och nöööö... muss das wirklich sein? Noch weit vor 5 Uhr fangen die ersten Pilger an ihre Sachen zu packen. Unvermeidbar, daß das ein Geraschel und Geklapper ist. Das Herumgefunzle mit den Stirnlampen ist super störend. Gegen 6 sind sie weg und ich bekomme noch ein dreiviertelstündchen Schlaf ab.
Die verbliebenen Pilger starten entspannter in den Tag: Es gibt ein schlichtes Frühstück in der Herberge. Kaffee, Tee, Toast und Butter. Die Stimmung ist gelöst und von freudiger Erwartung geprägt. Für viele ist das der erste Tag als Pilger. Eine aufregende, neue Erfahrung, die ich noch gut nachempfinden kann.
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Im Tal ist es noch neblig |
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Über dem Nebel |
Über den Bergrücken zieht sich eine lange Kette von fünf Ruinen sechseckiger Wachtürme. Die sind gar nicht so alt: Sie wurden während des letzten Karlistenkrieges (1872-1876) gebaut.
Vom militärischen Sperrgebiet am Fuße des Berges höre ich immer wieder Schüsse.Am südlichen Ende des Bergrückens stehen große Sendeanlagen. Danach fällt der Weg steil bergab und führt mich schließlich zur ehemaligen Einsiedelei Santa Ana, die jetzt als Pilgerherberge genutzt wird.
Ich bin nach gerade mal 15 Kilometern viel zu früh da und muß warten bis die Herbergseltern die Herberge gegen 16 Uhr öffnen.
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Oben im Bild: Santa Ana Ermita, die Herbege |
Die Herberge ist mit ihren 15 Plätzen sehr schnell vollständig belegt. Das reicht gerade so für die Wartenden. Es gibt keine Küche und die Restaurants sind auch nicht so verlockend. Es gibt aber einen Supermarkt am Ende des Dorfes, wo sich alle mit Vorräten eindecken.
Am Abend, in der Sonne auf den Bänken vor der Herberge ist noch ein nettes Beisammensein, bis alle recht früh in ihren zugeteilten Betten verschwinden.
Dreizehnter Wandertag: Von Pasaia nach Zarautz (Donnerstag, 10.4.2025 - ca. 26km)
Frühstück gibt's hier nicht, aber angeblich einen Picknickplatz nicht weit entfernt am Weg. Also los! Zuerst mit der winzigen Fähre über die Bucht. Glücklicherweise ist es windstill, das Wasser ist spiegelglatt. Zu fünft werden wir übergestzt.
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Fünf Pilger mit Rucksäcken passen da kaum rein |
Der Weg ist super angenehm zu gehen und landschaftlich schön.
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Ein gut erhaltener kleiner Aquädukt am Wegesrand |
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Schönstes Meer |
Am Ende der Strandpromenade geht es steil bergauf. Dann wieder über einen langgezogenen Hügel, der allerdings viel flacher ist als gestern und schön abwechslungsreich ist.
Die Wege sind in gutem Zustand und gelegentlich gibt es schöne Rastplätze. Ich komme durch das idyllische Fischerdorf Orio mit seinen Renaissance-Häusern und einer Kirche mit schöner Atmosphäre. Es ist herrlich verwinkelt. Die meisten Pilger hatten geplant hier zu übernachten. Es gibt aber keine Pilgerherberge und die Unterkünfte sind komplett ausgebucht.
Mein Ziel ist der wenige Kilometer weiter gelegene Campingplatz in Zarautz. Ich baue mein Zelt ausf und esse im Restaurant des Campingplatzes. Kaum im Zelt, fängt es an zu regnen.
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Das hätte ich gerne in den Rucksack gesteckt |
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Nicht alles Wege sind so. - Manche aber schon. |
Vierzehnter Wandertag: Von Zarautz nach Deba (Freitag, 11.4.2025 - ca. 25 km)
Was für eine unangenehme Nacht! Bis nach drei Uhr hat ein kräftiges Gewitter gewütet. Das wäre nicht weiter schlimm, aber der Platz, auf dem mein Zelt steht ist nicht zum Zelten geeignet, da die Heringe nicht in den steinharten Boden zu bekommen sind. Das eigentliche Zelt steht zwar auch so, aber das Vorzelt wird immer wieder aus der Verankerung geblasen. Ich versuche alle Tricks. Nichts hilft. Am Ende muß ich das ganze Gerümpel (Rucksack, Flaschen, Vorräte, Schuhe) zu mir ins Zelt nehmen. Das Zelt hat ziemlich genau meine Maße und lässt wenig Platz für Gepäck im Innenzelt.
Mit eindeutig zu wenig Schlaf stehe ich am Morgen auf und packe das noch nasse Zelt ein.Das Wetter sieht super aus. Wahrscheinlich schaffe ich es heute nach Deba.
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Rechts oben der Campingplatz, unten Zarautz |
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Auf der Strandpromenade |
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Kühe und Meer |
Es gibt in der Herberge wiederum keine Küche und weder Abendessen noch Frühstück. Aber nicht weit entfernt gibt es zwei Supermärkte. Es ist ganz schön was los in dem kleinen Örtchen. Auf dem zentralen Platz scheinen sich abends alle zu treffen: Groß und Klein, Alt und Jung. Ein erstaunliches Gewimmel.
Ich checke noch die Fahrkartenautomaten in der Schalterhalle. Alles easy, das sollte morgen funktionieren. - Ich haue mich aufs Ohr.
Tag Fünfzehn - Kein Wandertag. (Samstag, 12.4. - keine nennenswerten Kilometer)
Die spanische Euskotren Bahn fährt pünktlich ab, mit einem Mal Umsteigen bin ich gegen Mittag in Hendaye. Ich werfe den Rucksack im Hotel ab und mache mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt. In einem Park schmiere ich mir leckere Baguettes zum Mittagessen
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Hotel Santiago - sehr passed |
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Jaizkibel |
Rückreise, 13.4.25 - Auch kein Wandertag
Alle französischen Züge sind perfekt pünktlich. - Bis ich in Stuttgart ankomme und feststellen muß, daß es keine Verbindung nach Heilbronn-gibt. Eine kurze Diskussionsrunde in der iMessage Familiengruppe und ich habe eine neue Route via Vaihingen/Enz. Mit einer Stunde Verspätung bin ich in Heilbronn.
Morgen geht's wieder an die Arbeit.
Fazit
Zwei Wochen sind schon cooler als eine Woche. So gibt es nur 1x die für den dritten Wandertag üblichen Schmerzen an den Füßen. Und die Kondition ist nach einer Woche absolut fantastisch - Muskelkater gab es in der zweiten Woche gar nicht mehr.
Jetzt sind es noch knapp 800 km nach Santiago. In den zwei Wochen habe ich ohne sehr lange Tagesmärsche etwa 300km zurückgelegt. Die Entscheidung auf den "del Norte" zu wechseln habe ich nicht bereut. Selbst dort finde ich es manchmal ganz schön voll. - Aber kein Vergleich zur Hauptroute. Und die selbst geplante Passage über die Pyrenäen war sagenhaft schön. Das Risiko, daß ein paar schwer passierbare Abschnitte dabei sein konnten war eingeplant. Der offizielle Verbindungsweg verläuft nördlich der Pyrenäen und ist in knapp 3 Tagen zurückgelegt.